Der klassische Freisteller
Ach, wer erinnert sich nicht gern an die Zeit zurück, als der s/w-Packshot noch mit Abdeckfolie/lack, Skalpell und Bleichbad freigestellt wurde. Keiner??? Ich ehrlich gesagt auch nicht. Entweder hat man zu tief geschnitten oder das Motiv war nicht richtig abgedeckt und schon stand man wieder in der DuKa, um einen neuen Abzug zu machen.
Ein bisschen nostalgisch scheine ich aber schon zu sein. Zwar stelle auch ich nicht mehr auf einem reprofähigen Print frei, sondern am Rechner. Ich halte auch kein Skalpell mehr in der Hand, sondern ein virtuelles Beschneidungswerkzeug und statt meine Freistellvorlage ins Bleichbad zu tauchen, drücke ich die Delete-Taste.
Dennoch, was ein Mühsal, die Objektkontur Pixel für Pixel mit einem Vergrößerungsfaktor von 300% auf dem Screen nachzufahren, die Ankerpunkte zu setzen und den Vektorpfad so aufzuziehen, dass er sich genau auf die Kontur legt. Aber ist das wirklich soooo mühsam?
Wenn man sich überlegt, worum es beim Freisteller eigentlich geht, nämlich ein Produkt ohne Hintergrund abzubilden, haben wir bisher jede Menge Energie da reingesteckt, wie man dazu mit dem Hintergrund umzugehen hat. Anstatt sich einfach nur mit dem Wesentlichen, also dem Produkt zu beschäftigen und den Hintergrund Hintergrund sein zu lassen.
Bei allen bisher gezeigten Verfahren brauchten wir allein schon mindestens eine Lampe um den Hintergrund entweder wegzuleuchten oder so gleichmäßig zu beleuchten, dass er einfach auszuwählen ist. Zudem haben wir gesehen, dass dieses Hintergrundlicht auch immer einen Einfluss auf unser eigentliches Motiv hat.
Ich bin schon lang dazu übergegangen, meine Freisteller auf einer Glasscheibe vor einem neutralen Hintergrund aufzunehmen. Meist vor einem mittelgrau, je nach Produkt aber auch vor weiß oder, naja, schwarz eher seltener.
Dabei nehme ich auch gern die Spiegelung, einen von Schatten und Lichtabrissen beflecken Hintergrund und Aufheller, Spiegel und Neger, die im Bild stehen in Kauf. Zugegeben, das sieh oftmals ziemlich schäbig aus. Aber was kümmert es, ist es doch nur ein Zwischenschritt, den der Kunde eh nicht zu sehen kriegt.
Im Falle unseres Ping Pong Balls kann ich so z.B. die Kontur auf der Lichtseite noch etwas abdunkeln, damit ich später einen bessere Angrenzung zum Papierweiß habe. Und das ohne den ganzen Ball zu „vergrauen“.
Mein Freistell-Fazit
Wenn ich überlege, wie viel Zeit ich ansonsten der Beleuchtung meines Hintergrundes widmen müßte, ist das ein guter Deal.Okay, es gibt komplexere Formen als einen Ball. Als ich letztlich ein Haarscheideset mit Kämmchen, Bürstchen, Pinselchen fotografieren musste, habe ich mir während des Freistellens auch überlegt, ob das nicht irgendwie einfacher geht. Ich möchte aber behaupten, dass der Beschneidungspfad in 95% der Fälle im Bereich Produktfotografie der schnellere und bessere Weg ist, ein Objekt vom Hintergrund zu lösen.
Gerade übergibt uns der Overnight-Kurier das Paket mit dem sagenhaften Prototypen, als das Telefon schellt. Unser chinesischer Auftraggeber erklärt uns mit aufgeregter Stimme und gebrochenem Englisch, dass die Kurse für Ping Pong Bälle an der Pekinger Börse gerade ins Bodenlose fallen. Er hat sich überlegt, auf seinen Ping Pong Ballmaschinen in Zukunft Mottenkugeln zu produzieren. Der Job wäre damit storniert.
Wir aber geben unser Bild zu einer Bildagentur, denn weiße Ping Pong Bälle auf weißem Grund werden schließlich überall gebraucht. Vielleicht kauft sogar unser chinesischer Exkunde dort, weil er eine weiße Kugel auf weißem Grund braucht, um seine sensationell revolutionär neuen Mottenkugeln zu vermarkten.
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