Das Freistellen von Produkten ist ebenso lästig wie notwendig.
Viele Onlineshops basieren auf dem Konzept, dass die Produkte dort vor weiß abgebildet werden. Nur ist der Zeitaufwand für das Freistellen oftmals höher als der des Fotografierens selbst. Aus diesem Grund wird immer wieder nach Methoden gesucht, um diesen Aufwand zu minimieren oder besser noch zu automatisieren.
Wie schon an anderer Stelle angesprochen hat sich rund um die Produktfotografie ein Markt entwickelt, auf dem nicht nur das nötige oder unnötige Equipment angeboten wird. Auch was Dienstleistungen, wie das Freistellen von Bildern angeht, so gibt es dafür jede Menge Clipping-Services. Deren Stundensatz liegt weit unter dem eines hiesigen Fotografen und damit liegt auch der Freisteller weit unter dem, was ich dafür aufrufen müsste. Mal ganz abgesehen von der Zeit, die der Fotograf sicherlich sinnvoller und gewinnbringender nutzen kann.
Die Daniel Düsentriebs der Produktfotografie sind aber immer wieder auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Wobei es denen nicht um Gold oder Silber geht, sondern um einen weißen oder besser noch gar nicht mehr vorhandenen Hintergrund. Dabei haben sich verschiedenste Prozeduren entwickelt, über
Freemask-Verfahren
Ein Verfahren, das bei einigen wenigen speziell darauf abgestimmten Aufnahmesituationen zum Einsatz gebracht werden kann, ist das Freemask-Verfahren. Dazu habe ich hier einen kleinen Erfahrungsbericht hinterlegt. Alle sonstigen Verfahren führen zwangsläufig zu einer negativen Beeinflussung der Produktdarstellung.
Der Leuchttisch
Leuchttische oder Aufnahmetische werden gerne damit beworben, dass man mit der Durchleuchtung den Hintergrund so weiß bekommt, dass er quasi nicht mehr vorhanden ist. Das ist schon richtig. Wenn man darauf aber ein helles Produkt abbilden möchte, dann sind zumindest dessen Kanten, die durch den Hintergrund angestrahlt werden, ebenfalls nicht mehr vorhanden.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Lampen, die mit diesen Tischen als Set angeboten werden, nur an- oder auszuschalten sind. Bestenfalls lassen sie sich noch mit halber Leistung betreiben. Aber das ist immer noch zu grobschlächtig, um damit eine genaue Abstimmung zwischen dem Durchlicht und dem Produktlicht vorzunehmen. Was genau bei dieser Methode passieren kann habe ich hier mal hinterleuchtet.
Bluescreen-Verfahren
Blue- oder auch Greenscreen ist eher etwas für virtuelle Fernsehstudios oder Filmemacher. Auch wenn sich die Tricktechnik schon deutlich gebessert hat, im Fotosektor tut man sich damit meist keinen Gefallen. In der Praxis sorgt es einfach nur für entsprechende Farbsäume an den Kanten der Produkte. Hier ein Beispiel dazu.
Tonwertkorrektur
Zielführender ist es da schon, die Produkte auf einem weißen Hintergrund zu fotografieren. Zumindest führt das weder zu überstrahlten Produktkanten noch zu Farbsäumen. Nur wird dieser Hintergrund bei einer korrekt belichteten Aufnahme nie ganz weiß. Manch einer versucht das nachträglich herzustellen, indem er mittels Tonwertkorrektur die hellen Bildanteile soweit anhebt, bis sie weiß sind. Allerdings wirkt sich diese Korrektur nicht nur auf den Hintergrund aus, sondern auch auf die hellen Stellen des Produkts. Funktioniert also auch nicht, ohne dass nicht die Produktabbildung in Mitleidenschaft gezogen wird.
Es ist auch nicht immer ratsam freizustellende Produkte generell auf einem weißen Hintergrund zu fotografieren. Das helle Umfeld sorgt oftmals, wie auch im Lightcube, dafür, dass Produkte dort aufgehellt werden, wo sie es überhaupt nicht brauchen. Daher entstehen in meinen Fotostudio viele freizustellende Produktaufnahmen auf einen mittelgrauen Hintergrund.
Der Zauberstab
Der Name klingt vielversprechend, hält dem Versprechen aber nicht ganz stand. Richtig, man kann ihn über die Einstellung der Toleranz dazu bringen, nur auf bestimmte Bildanteile zuzugreifen. Um ihn zu dem zu bringen, was man von ihm erwartet, müssen die Tonwert- oder auch Farbunterschiede vom Produkt zum Hintergrund schon erheblich sein. Aus dem Gedankenansatz haben sich auch das Bluecscreen-Verfahren und die Fotografie auf dem Leuchttisch ergeben. Aber eben mit o.a. Einschränkungen.
Da sich weiß aber, wie ebenfalls schon o.a., nicht fotografieren lässt, bleibt dort immer ein Tonwert stehen. Insbesondere in den Stand- oder Liegeschatten. Aber auch durch Lichtabfall. Dem Zauberstab nun beizubringen, dass er aus der Fülle an Tonwerten nur die verzaubern soll, die zum Hintergrund gehören, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht ohne mehrfach die Toleranz zu verstellen und einzelne Auswahlen zu einer ganzen zu sammeln. Die Genauigkeit eines Freistellpfades wird man aber auch mit der Zusatzfunktion „Kanten verbessern“ nicht erreichen können.
Fazit zum Freistellen
Zwei bis neun Euro, das sind so die Tageskurse zu denen man sich einen Freistellpfad kaufen kann. Abhängig davon, wie komplex die Kontur ist. Eine Schuhschachtel ist natürlich einfacher und schneller zu bearbeiten als das Fahrrad mit seiner wesentlich filigraneren Kontur und den vielen Binnenformen im Rahmen und in den Speichen. Trotzdem stehen diese Preise in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den es für ein Fotostudio bedeuten würde, diese Arbeit selbst auszuführen. Mal ganz abgesehen davon, dass es keiner bezahlen würde.