Zeit ist Geld
Fotografie und im besonderen Studiofotografie hat eine Menge mit Technik zu tun. Als ich in den 1980ern meine Ausbildung machte, erzählte man noch davon, dass vor nicht all zu langer Zeit Fotografen noch nach der Anzahl der Lampen abgerechnet haben, die für ein Foto eingesetzt wurde.
Zu der Zeit war allerdings schon der Tagessatz die Grundlage für das Fotografenhonorar. Wobei auch hier die technische Ausstattung sehr entscheidend ist. Ein reiner Industriefotograf braucht zum Beispiel.kein eigenes Studio und kann damit zu enem geringeren Tagessatz abrechnen. Wollte der Kunde/die Agentur einen namhaften Fotografen, so war auch klar, dass dessen Tagessatz um einiges höher ist.
Damit wurde dann tatsächlich auch honoriert, dass der Fotograf nicht nur Kamera- und Lichtbediener ist, sondern auch seinen eigenen Stil mit in die Bilder bringt. Alle die, die zu normalen Tagessätze abrechneten konnten das auch deswegen machen, weil für Werbe- und Produktfotografie mindestens ein Mittelformat wenn nicht sogar ein Großbildformat notwendig war. Solche Kameras waren unverhältnismäßig teuer. Ebenso das Material, das damit belichtet wird. Oftmals hat allein schon das Polaroidmaterial als einzige Möglichkeit der Bildkontrolle mehr vom Fotoetat verschlungen also heute überhaupt ein Kunde für eine Aufnahme auszugeben bereit ist.
Mit der Digitalfotografie war es dann vorbei mit dem Spezialistentum. Die Kameras waren jedermann zugänglich und es brauchte zur Bedienung auch keine mehrjährige Ausbildung. Das Fotolabor stand von nun an auf dem Desktop. Die Firmen, die bis dahin ihre Blitzgeneratoren und Lampen noch im Hinterhof ohne VDE-Normen zusammengeschraubt haben, brachten nun auch Geräte für den Consumerbereich raus.
Aber auch noch etwas hat sich geändert. Durch die digitalen Medien ist der Bedarf am Bildmaterial sprunghaft angestiegen. Gerade in der Produktfotografie wird nun neben der Klasse vor allem die Masse gefordert. Das haben neben den klassischen Studios auch sehr schnell andere erkannt. Angefangen bei der Fotoindustrie. Das Lichtzelt würde massentauglich. Fotolampen, egal ob Blitz oder Dauerlicht, sind für kleines Geld zu haben. Es gibt sogar schon „Fotoroboter“, die standardisiert aber eigenständig Produktaufnahmen anfertigen können sollen.
Neben den, nennen wir sie mal Kreativ-Fotografen oder auch Fotomanufakturen, etablieren sich zunehmend aber auch Fotofabriken. Vereinfachte und standardisierte Aufnahmebedingungen machen es möglich, große Mengen an Produktbildern in immer gleicher Qualität und in schneller Abfolge zu erstellen. Der Anspruch ist nicht mehr das möglichst beste Bildergebnis, sondern ein möglichst optimierter Workflow, in dem die eigentliche Fotografie nur ein kleiner Teil ist. Dem zur Folge sind die Portfolios solcher Studios auch nicht sehr abwechslungsreich. Alles was vom Standard abweicht, wird gesondert berechnet. Bei individuellen Motiven, so sie denn angeboten werden, greift auch dort wieder statt des Pauschalangebots der Stundensatz.
Der „klassische“ Werbefotograf muss also auch umdenken. Da wo er nicht als Kreativer gefragt ist, wird auch er standartisieren und Arbeiten, die nicht zum kreativen Schaffenprozess gehören, auslagern. Freigestellt wird auch bei Ihm schon lange nicht mehr im eigenen Studio. Für einen großen Teil seiner Aufträge reicht auch Ihm eine einfache digitale Spiegelreflexkamera und eine Studiogrundausstattung.
Wären da nicht die Aufträge, die etwas mehr erfordern. Nicht nur was das Know-How angeht. So leistet er sich neben einer technischen Studiokamera noch eine Vielzahl verschiedener Lampen und Spezial-Equipment.
Nicht selten braucht ein Kunde genau solch einen Allrounder.